Die Harle war schon sehr früh von großer Bedeutung für den Frachtverkehr und als Wasserverkehrsweg zu den Küstenhäfen. Durch einen Nebenarm war es möglich, bis an den heutigen Marktplatz von Wittmund vorzufahren.
Um auch dem Personenverkehr gerecht zu werden, wurde 1853 durch den Carolinensieler Ortsvorsteher P.J. Fimmen und den Getreidehänder W. Feßner die Aktiengesellschaft „Carolinensieler-Wittmunder-Dampfschifffahrts-Gesellschaft” gegründet. Die 80 Aktien, jede zu 30 Reichstalern Gold, wurden schnell untergebracht.
Daraufhin folgt der empfehlende Bericht des Amtes Wittmund und der Wasserbauinspektion Esens an die Landdrostei Aurich:
„Jedermann interessiert sich dafür, man ist freilich so ziemlich gewiß, daß die Aktien nicht rentieren werden, aber der Umstand bekümmert höchstens den einen und den anderen Aktionär, welcher Ehrenhalber ein paar Aktien hat zeichnen müssen. Das Publikum geht von der Ansicht aus, daß das Dampfschiff ihnen jedenfalls zum Amüsement und zur Bequemlichkeit gereichen werde und daß höchstens die Aktionäre dadurch zu Schaden kommen können, was allerdings nicht in Betracht kommen kann, weil die selben samt und sonders den Verlust von 5 oder 10 Pistolen leicht werden verschmerzen können.”
Trotz der schlechten Erwartungen wurde 1854 der Raddampfer CONCORDIA (= Eintracht) durch die Werft der Gebrüder Elsner in Koblenz gebaut und erreichte am 23. September 1854 Carolinensiel. Bei einer Länge von 13,32 m und einer Breite von 2,20 m konnte sie 30 Passagiere, den Kaptän, den Maschinist und einen Matrosen bei voller Kohleladung transportieren.
Um die niedrigen Brücken bei Alt- und Neufunnixsiel zu passieren, verzichtete man auf ein Passagierdeck und ordnete im Vor- und Achterschiff Kajütsaufbauten an. Eine Fahrt ins 15 km entfernte Wittmund war mit 6 km/h möglich und dauerte ungefähr 2,5 Stunden.
Der Einsatz der Concordia I war jedoch nicht von langer Dauer. Bereits 1856 wurde deren Unwirtschaftlichkeit festgestellt.
Zu wenige nutzten den eisernen Raddampfer und bei Frost musste der Schiffsverkehr komplett eingestellt werden. Zudem wurde eine Landstraße zwischen Wittmund und Carolinensiel errichtet, welche von den Passagieren vorgezogen wurde.
Ein gutes Jahr lag sie noch ungenutzt im Wittmunder Hafen bis sie schließlich 1858/1859 verkauft wurde. Wer den Raddampfer kaufte, ist bis heute jedoch nicht bekannt.
Unser Raddampfer ist der größte in Ostfriesland und wahrscheinlich der kleinste der Welt.
Inge und Dieter Albrecht haben die Concordia II in Eigenregie in Ihrem Familienunternehmen, der Reederei Albrecht, nach dem Vorbild der Concordia I gebaut. Trotz der kurzen Aera des Vorgängers, blieben einige Unterlagen erhalten, die Albrechts ihren neuen Berechnungen und Bauplänen zu Grunde legten. Bis hin zu den roten Schaufelrädern mit einem Durchmesser von drei Metern haben Albrechts und ihre Mitarbeiter alles selbst erbaut.
Nach sieben Monaten war er fertig: Der neue Raddampfer Concordia II. Ausgestattet ist der Seitenraddampfer mit einem Dieselmotor, einer Hauptmaschine mit gleichmäßigen Umdrehungen und einer Hydraulikanlage mit zwei Motoren, wodurch die Concordia II ihre Schaufelräder auch entgegengesetzt drehen kann. Maximal würde sie 12 km/h bei 60 Umdrehungen pro Minute schaffen. Die 75 Kilowatt der Maschine werden allerdings nicht voll ausgenutzt. Selbstverständlich könnten die Schaufelräder es auch alleine schaffen, den Raddampfer zu bewegen.
Im April 2000 ging schließlich ein lang gehegter Traum in Erfüllung: Der neu erbaute Raddampfer Concordia II wurde zum ersten Mal zu Wasser gelassen wurde. Es finden 100 Passagiere im plüschigen Salon und auf dem Oberdeck des Raddampfers Platz, der heute ausschließlich als Binnenschiff genutzt wird. Am Ende der Saison 2000 wurden bereits 55.000 Passagiere auf der Harle befördert.
Heute verbindet die Concordia II den Museumshafen fahrplanmäßig mit dem Yachthafen. Sechs Mal am Tag fährt das 15 Meter lange Schiff die Harle auf und ab. Im Winter gilt ein eingeschränkter Fahrplan. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 12 km/h. Bei einer Fahrt mit dem historischen Dampfschiff steht jedoch nicht die Geschwindigkeit oder die zeitgünstige Verbindung im Vordergrund: Wer auf der Concordia II mitfährt, möchte Nostalgie schnuppern, ein bisschen Mississippi-Flair hinter dem ostfriesischen Deich erleben.
Ziel der Betreiberfamilie Albrecht war es von Beginn an, mit dem Betrieb des Raddampfers Concordia II die Attraktivität des Nordseebads Carolinensiel-Harlesiel zu steigern, den Museumshafen und die Harle zu beleben und einen Anziehungspunkt für Gäste aus nah und fern zu schaffen. Aus diesem Grund kann der Raddampfer Concordia II auch für Privatfahrten außerhalb der regulären Fahrzeiten gechartert werden.
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